Der Turbinenantrieb: 470 Badewannen Wasser pro Sekunde
In Norwegen laufen derzeit 370 Anlagen mit Wasserkraft. Damit ist das Königreich der größte Wasserkraftproduzent Europas. Die bedeutsamste dieser Anlagen ist Kvilldal. Sie gehört zur Kraftwerksgruppe Ulla-Førre, die im Süden des Landes (etwa 115 Kilometer nördlich der Großstadt Stavanger) liegt. Kvilldal besitzt vier Turbinen, auf die das Wasser aus 520 Metern Höhe senkrecht herabstürzt – 66 Kubikmeter pro Sekunde. Das entspricht circa 470 Badewannen; in nicht einmal 40 Sekunden ließe sich damit ein olympisches Schwimmbecken auffüllen. In dem Kraftwerk jedoch sorgen solche Wassermassen für 333 Umdrehungen pro Minute. Die Turbinen erzeugen so über 1.200 Megawatt Leistung, was sogar den Ertrag eines durchschnittlichen Atomkraftwerkes übersteigt. Das Wasser für die Energiegewinnung kommt aus dem Blåsjø, dem „blauen See“. Hier sind mehr als drei Millionen Kubikmeter gespeichert, die eine kontinuierliche Versorgung sicherstellen. Und genau darin liegt der entscheidende Vorteil der Wasserkraft gegenüber anderen regenerativen Quellen, wie beispielsweise Wind und Sonne: Sie bietet die Möglichkeit, überschüssige Energie zu sammeln und diese über ein Pumpspeichersystem abzurufen, sobald sie gebraucht wird.
Grüne Batterie Europas
Mithilfe dieser Technologie besitzt Norwegen 50 Prozent des Wasserspeicherpotenzials unseres Kontinents: Rund 82 Terrawattstunden. Alle deutschen Pumpspeicher zusammen erreichen gerade einmal 0,04 Terrawattstunden. Deshalb soll das Königreich bald als „grüne Batterie“ für ganz Europa zum Einsatz kommen. Um auch die Erzeugungskapazitäten Deutschlands voll ausschöpfen zu können, wollen die beiden Länder künftig Hand in Hand arbeiten. Das Ziel ist es, vor allem Wind und Wasser zu einem ganzheitlichen Systemauszubauen. Überschüssiger Windstrom aus der Bundesrepublik könnte in die norwegischen Speicher gepumpt werden und dann zum Einsatz kommen, wenn er gebraucht wird. Das funktioniert jedoch nur, wenn ein reibungsloser Transport sichergestellt ist. Doch keine Sorge, der Bau eines riesigen Unterseekabels als Verbindung ist bereits beschlossene Sache und soll bis zum Jahr 2018 umgesetzt werden.